Auch in der dritten Tarifverhandlung für die Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie verweigern die Arbeitgeber eine Lösung, die den Menschen in Zeiten großer Unsicherheit ein Stück Sicherheit bietet. Nach zähen Verhandlungen bewegten sich die Arbeitgeber gestern minimal. Statt der geforderten tabellenwirksamen Entgelterhöhung von 8 Prozent für 12 Monate, mindestens aber 200 Euro, bieten sie jetzt 4 Prozent ab Oktober dieses Jahres und 2,5 Prozent ab Oktober 2024. Die angebotene Inflationsausgleichsprämie bleibt unverändert: 1000 Euro im April 2023 und 500 Euro im April 2024. Die Laufzeit soll jetzt 26 Monate betragen. Eine Altersteilzeitregelung lehnen sie nach wie vor kategorisch ab.
Marc Otten, Tarifsekretär der IG Metall NRW für die textilen Branchen und Mitglied der Verhandlungskommission: „Die Arbeitgeber müssen endlich ihre Blockadehaltung aufgeben. In allen anderen Branchen wurden gute Tarifabschlüsse erzielt, die Respekt den Beschäftigten gegenüber zeigen und ihnen, aber auch den Unternehmen, Sicherheit bieten. Die Arbeitgeber der Textil- und Bekleidungsindustrie verweigern nach wie vor eine solche Lösung.“
Völlig unverständlich sei auch die Verweigerung einer Lösung beim Thema Altersteilzeit, so der Gewerkschafter weiter. Auf der einen Seite würden die Arbeitgeber dies damit begründen, dass der Fachkräftemangel Altersteilzeit nicht mehr zulasse. Auf der anderen Seite sei aber in der Verhandlung kein Bemühen erkennbar, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Branche attraktiv zu gestalten. „Mit dem Angebot der Arbeitgeber und der Verweigerung bei der Altersteilzeit, wird die Branche im Wettbewerb um die Fachkräfte der Zukunft weiter abgehängt. Das, was auf dem Verhandlungstisch liegt, macht die Textil- und Bekleidungsindustrie nicht attraktiv für junge Menschen und verbaut Zugangsmöglichkeiten. Das ist unverantwortlich“, so Marc Otten.
Angesichts des Verhaltens der Arbeitgeber werden die Warnstreiks in der Branche nun bis zur nächsten Verhandlung am 31. März intensiv fortgeführt. In den letzten Wochen haben sich alleine in NRW rund 7000 Beschäftigte an den Aktionen und Warnstreiks beteiligt. Otten: „Die Beteiligung war riesig. Das zeigt, dass die Beschäftigten hinter der Forderung stehen und bereit sind, für ein gutes Tarifergebnis zu kämpfen. Das werden sie auch in den nächsten zwei Wochen unter Beweis stellen“.