Ein Besuch in der großen DGB-Gewerkschafterfamilie macht Spaß! So ging es jedenfalls unserem Chef-Gestalter Ralf Claessen, bei seinem Besuch bei der NGG. Seine Gastansprache anlässlich der Delegiertenversammlung findet ihr hier:
Guten Morgen und vielen Dank für die Einladung!
Ich bin zwar auch „nur“ als Ersatz eingeladen worden – fühl mich bei Euch aber ziemlich wohl.
Samstagmorgen und so viele fröhliche Menschen – das ist ein gutes Zeichen. Gibt es da ein Geheimrezept warum die NGGler so gut drauf sind?
Vielleicht weil Ihr die Genuss-Gewerkschaft seid? Meine strenge abendliche Bier-Chips-Diät wäre ohne Euch jedenfalls nicht möglich.
Schöne Gelegenheit mir anzuschauen wir Ihr aus einer Satzungspflicht eine Beteiligungskür macht:
Raumgestaltung, Geschäftsbericht, Veranstaltungstechnik, Fotograf, Kabarettist, Infomaterialien, Abrechnung, Ablauf, Präsente, …
Schöne Gelegenheit Euch einen Blick der heavymetall zu spendieren und die power of solidarity in der DGB-Familie wieder etwas zu stärken.
Claudia hat mich gebeten im Grußwort ein bissle IG Metall und ein bissle DGB -Krefeld zu verwursten – das versuche ich gerne.
Wenn ich Euch langweile – Zeichen geben, dann hör ich auf.
Ich habe vorher ein bissle recherchiert und war über die so unterschiedliche Aufstellung und die damit verbundenen Herausforderungen überrascht: 5 Bezirke – 50 Regionen – 200.000 Mitglieder – 300 Hauptamtler – 3 geschäftsführende Vorstandsmitglieder – das ist eine andere Größenordnung als bei der IGM. Mit 2 politischen Sekretären und 2 administrativen Kolleginnen Eure Betreuungsfläche, die Betriebe und Branchen und diese üppige Anzahl an Tarifrunden zu „rocken“ – finde ich sehr herausfordernd! Kasse solide, Mitgliederentwicklung positiv, Stimmung gut – Ihr macht wohl eine Menge richtig.
Im Herbst 24 haben sich die IGM abgeguckt, dass Frauen in Führungsfunktionen auch Männerdominierten Organisationen guttun. Mit Christiane Benner haben wir eine tolle Frau die sehr klare Kante zeigt: bei der AFD, bei seltsamen Arbeitgebern – wie Tesla und gegenüber der Politik.
Unser Vorstand hat sich von 7 auf 5 verkleinert, die Beschäftigtenzahl wird zu Gunsten der Geschäftsstellen reduziert, die Aufgaben an den Interessen der örtlichen Einheiten ausgerichtet.
Das, was Ihr heute macht – Eure Delegiertenkonferenz, die einmal im Jahr stattfindet – das hatten wir im März.
Zu unserem Krefelder Parlament habe ich auch Akteure der DGB-Familie eingeladen damit „meine“ Delegierten sehen, dass wir nicht alleinstehen.
Ich bin frisch wiedergewählt – von 85 Delegierten aus 43 Wahlreisen für 4 Jahre. Unsere Delegiertenversammlung tagt 4 mal im Jahr und wir geben uns auch viel Mühe das es mehr Kür als Pflicht ist. Als ich 1990 meine Ausbildung zum Industriekaufmann bei den Thyssen Edelstahlwerken AG begonnen habe, hatte die IG Metall Krefeld noch 15 tausend betriebliche Mitglieder. Heute sind es siebentausend. Viele Betriebe gibt es nicht mehr: Phillips, Girmes, WRG, Metallwerke Bender, TAG, …die hohe Arbeitslosequote in Krefeld – über 10% – ist ein Effekt aus dem unbegleiteten „Strukturwandel bei Textil, Stahl und Maschinenbau“.
Es gab an der Blumentalstraße ein DGB- Haus in dem auch hauptamtliche DGB-Beschäftigte und der DGB- Rechtschutz mit einigen Juristen „wohnten“.
Im DGB sind nur noch 8 Gewerkschaften mit 5,7 Millionnen Mitgliedern. Bei über 40 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten viel Luft nach oben und die berechtigte Frage ob der DGB wirklich die Stimme der Arbeitende ist.
Aber…heulen hilft nicht…ein paar Hauptamtler und viele tolle Ehrenamtler machen sich stark und sind Gesicht & Stimme der Gewerkschaften…im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderung, bei der Agentur für Arbeit, beim jobcenter, in Prüfungsausschüssen, Schulkonferenzen, als Richter, …dafür ein dickes Danke!
Die Krefelder Demokratie-Demo war ein gutes Zeichen. Der Tag der Arbeit eine gute Gelegenheit unsere Positionen zu Markte zu tragen.
StreitBar, Kino, Netzwerke sind Gelegenheiten gewerkschaftliche und gesellschaftliche Themen arbeitnehmerorientiert zu diskutieren.
Ich möchte, dass wir wieder mehr bei Tarifrunden und betrieblichen Konflikten Solidarität zeigen und uns wechselseitig unterstützen.
Es tut gut zu sehen, dass man nicht allein dasteht und es ein kurzes Grußwort auf die Ohren gibt.
Im Vorwort Eures Geschäftsberichtes ist ein Zitat des Humanisten Francesco Petrarca. „Fünf große Feinde des Friedens wohnen in uns: nämlich Habgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz. Wenn diese Feinde vertrieben werden könnten, würden wir zweifellos ewigen Frieden genießen.“
Ich erlaub mir die Feinde in einen anderen Kontext zu Freunden zu formulieren.
Ich bin ein großer Friedensfan und sehr oft Harmoniebedürftig, aber…wenn es stinkt darf man und muss man sagen , dass es stinkt.
Die Habgier einiger Manager, die mehr als das 200fache abkassieren als Sie Ihren Beschäftigten gönnen – kotzt mich an. Das muss auch politisch reglementiert werden. Es ist keine Neid- sondern eine Ethikfrage und Sie darf gern zu Wut und Action führen um diese Fehlentwicklung wieder grade zu rücken.
Sich „ehrgeizig“ für Respekt, Solidarität und Gerechtigkeit zu engagieren – find ich gut.
Und das Ihr, ich und viele andere positiv bekloppte Gewerkschaftsakteure zu Recht stolz sind auf Ihre Arbeit und die gewerkschaftlichen Erfolge ist nichts schlechtes…im Gegenteil.
Für meinen Geschmack bekommt die gute Arbeit von Betriebsräten, JAVis und Schwerbehindertenvertretern viel zu wenig Aufmerksamkeit und Applaus.
Wenn jede & jeder von Euch noch ein paar Kollegen mit dem Beitritt glücklich macht – dann könnt Ihr die 4000er Marke knacken und wieder anstoßen!
Danke, Glück Auf! Und tchüß!
Für die tollen Fotos ist Olaf Oidtmann verantwortlich: https://sogesehen.fotograf.de/wrapper/neue-textseite