MM: Peter, wie bist Du zu dieser Tätigkeit gekommen?
Wie die Jungfrau zum Kind. Der leider viel zu früh verstorbene Kollege Michael Rittberger hatte mir 1993 eine ABM in der Sozialberatung angeboten. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, zumal ich in den 1980er Jahre auch mal selber erwerbslos war. Vor meinem Studium machte ich eine Lehre als Heizungsbauer und arbeitete anschließend ein paar Jahre auf dem „Pütt“ untertage. Vor dem Hintergrund habe ich immer eine besondere Nähe zu den ArbeitnehmerInnen und erwerbslosen Menschen. Für letztere gilt: „Kein Job ist so hart wie keiner“.
MM: Wie finanziert sich Eure Arbeit?
Den Löwenanteil bekommen wir vom Europäischen Sozialfond (ESF), der über das MAGS NRW bereitgestellt wird. Wir haben uns hier mit einem Konzept für die Beratungsstelle Arbeit gemeinsam mit der Stadt Krefeld beworben und den Zuschlag bekommen. Die Finanzierung ist immer nur befristet. Daneben bekommen wir für das Arbeitslosenzentrum und weitere Stellen in der Beratung Zuschüsse vom Bistum Aachen, der Stadt Krefeld, der Evangelischen Kirsche im Rheinland, dem Kirchenkreis Krefeld-Viersen und in einem kleineren Umfang Spenden.
Mm: Welche Qualifizierung und besondere Kenntnisse bringen die Beraterinnen mit?
Abgeschlossene Studien der Sozialarbeit/Sozialpädagogik/Sozialwissenschaften bringen die Beraterinnen mit. Ein abgeschlossenes Studium ist übrigens zwingende Voraussetzung. Die Arbeit mit erwerbslosen Menschen ist in den genannten Studiengängen oft nicht als besondere Zielgruppe präsent. Deshalb haben oder machen alle Beraterinnen entsprechende Fortbildungen, weil zum einen das SGB II ein extrem dynamisches Gesetz ist und in der Beratung oftmals an einer Vielzahl von Schnittstellen zu anderen Gesetzesbereichen gearbeitet wírd. Zum anderen ist lebenslanges Lernen auch bei uns absolute Notwendigkeit.
Mm: Werden die Beratungen dokumentiert und (anonym) ausgewertet?
Ja, die Beratungen werden in aller Regel anonym in einer Datenbank erfasst.
Mm: Wann ist deine Tätigkeit erfolgreich?
Wenn Einzelfälle erfolgreich geklärt werden konnten. Ansonsten ist die Erwerbslosenarbeit Kleinarbeit: Ständige Abwehrkämpfe gegen die Diskriminierung erwerbsloser Menschen, da Erwerbslosenbashing immer groß in Mode ist – die aktuelle Bürgergelddiskussion lenkt ja prima ab von anderen Themen.
MM: Welche Forderungen hast Du an wen?
Baut mehr bezahlbare Wohnungen für Geringverdiender und Erwerbslose. Erhöht die Regelbedarfe auf das Existenzminimum. Seid respektvoll gegenüber allen Menschen, die ohne Arbeit sind und die in diesem Land fremd sind. Natürlich auch gegenüber allen anderen Menschen. Organisiert Euch, denn nur wer in einer Gewerkschaft ist, kann sich wirkungsvoll gegen Tarifflucht und Sozialabbau stemmen.
Mm: Welches gesellschaftliche Wunschbild hast Du?
Eine Welt ohne eine solche verheerende soziale Ungleichheit. Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums von oben nach unten.
Mm: Warum bist Du Fan der 4 Stundenliga?
Weil nur durch eine radikale Arbeitszeitverkürzung (bei vollem Lohnausgleich) Arbeit für alle geschaffen werden kann und es sich hierbei aus meiner Sicht zu einem ersten Schritt für eine sozial gerechtere Welt handelt.
Mm: Was sind deine Projekte für die dritte Lebensphase?
Mehr lesen und radfahren.
Danke Peter!