Arbeitgeber lassen in NRW Verhandlungen platzen
19.06.2013 Ι Die IG Metall konnte zwei weitere Tarifabschlüsse im Kfz-Handwerk erreichen: Sowohl in der Pfalz als auch in Niedersachsen erhalten die Beschäftigten zweimal 2,8 Prozent mehr Geld – in diesem und im nächsten Jahr. In NRW ließ die Tarifgemeinschaft der Kfz-Arbeitgeber die Tarifrunde platzen. Dort berät die IG Metall, wie es jetzt weiter gehen kann.
Empörend, fassungslos, ratlos: Eigentlich wollte die IG Metall in der ersten Runde mit der Tarifgemeinschaft der Kfz-Arbeitgeber NRW in Mettmann bei Düsseldorf über höhere Löhne verhandeln und einen Abschluss anstreben. Doch anstatt sich mit der IG Metall an den Verhandlungstisch zu setzen, verlas ihr Geschäftsführer Marcus Büttner eine Erklärung, in der sie sich „de facto selbst auflösen“. Die Tarifgemeinschaft erklärte sich als nicht verhandlungsfähig. Für die IG Metall in Nordrhein-Westfalen ist das „ein ungeheuerlicher Vorgang„, so Verhandlungsführer Bernd Epping.
Verhandlungspartner gesucht
Als Grund für den „politischen Selbstmord“ nannte Geschäftsführer Büttner, dass es der Tarifgemeinschaft nicht gelungen sei, zu wachsen. Im Gegenteil: Immer mehr Firmen hätten ihren Austritt erklärt. Und alle Versuche, den Vorstand neu zu besetzen, seien gescheitert. Schon „seit einiger Zeit“ verfüge die Tarifgemeinschaft über keinen handlungsfähigen Vorstand mehr. Dann verlas Büttner seine Erklärung vor den 700 Kfz-Beschäftigten, die aus ganz NRW zur Warnstreikkundgebung nach Mettmann gekommen waren.
Jetzt berät die IG Metall, wie sie mit der Selbstauflösung der Kfz-Tarifgemeinschaft umgeht. Die IG Metall fordert für die 70 000 Beschäftigten in den nordrhein-westfälischen Autowerkstätten ein Plus von 5,5 Prozent, rückwirkend ab 1. Juni 2013 (der alte Tarifvertrag ist Ende Mai ausgelaufen). Die Auszubildenden sollen 100 Euro mehr bekommen. Doch die IG Metall in NRW braucht erst mal einen Verhandlungspartner, mit dem sie auch verhandeln kann.
Die IG Metall hat in Nordrhein-Westfalen so etwas Ähnliches schon mal erlebt: 2008 flüchtete die Landesinnung des Kfz-Gewerbes NRW kurz vor Abschluss aus den Verhandlungen, weil sie angeblich nicht mehr tariffähig war. Daraufhin schloss die IG Metall in einem gewaltigen Kraftakt für hunderte Betriebe Haustarifverträge ab. Später erfuhr sie dann, dass die Kfz-Innung mit der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) heimlich einen Tarifvertrag abgeschlossen hat.
In fünf Bundesländern Tarifabschlüsse erreicht
In fünf Tarifgebieten konnte die IG Metall bisher Abschlüsse erzielen: Nach Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Hessen erhalten jetzt auch die Kfz-Handwerker in der Pfalz und in Niedersachsen zweimal 2,8 Prozent mehr Geld. Die Vergütungen der Auszubildenden steigen überproportional.
Mit einer Aktion vor dem Verhandlungslokal in Hannover hatten rund 150 Beschäftigte die IG Metall unterstützt. Wilfried Hartmann, der für die IG Metall die Verhandlungen in Niedersachsen führte, bezeichnete den erzielten Kompromiss als tragfähig: „Davon profitieren nicht nur die Auszubildenden. Auch die Arbeitgeber im Kfz-Handwerk können im Wettbewerb um Auszubildende mit guten Tarifbedingungen leichter Auszubildende gewinnen.“