Seit Anfang April sind Beschäftigte in Kfz-Werkstätten und Autohäusern im Warnstreik. Weil das vorliegende Angebot der Arbeitgeber in der ersten Verhandlungsrunde völlig unzureichend ist, kommt es rund um Ostern zu Arbeitsniederlegungen in ganz Deutschland mit spürbaren Auswirkung auf Kunden etwa beim Reifenwechsel oder Service. Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, sagte: „Wenn Arbeitgeber nichts oder nur ein paar Nüsschen auf den Verhandlungstisch legen, legen sie es auf Streit an.“
Beschäftigte zeigen Entschlossenheit
Einer der ersten Betriebe im Warnstreik war das VW-Zentrum in Ulm. Die Kolleginnen und Kollegen bei Held&Ströhle schalteten in der Woche vor Ostern gemeinsam einen Gang hoch. In Freiburg und Lörrach beteiligten sich acht Autohäuser an Autokorsos und Kundgebungen. Ein Warnstreikradio machte zwei Stunden Programm und sendete direkt zu den Metallerinnen und Metallern in die Autokorsos. „Das kam richtig gut an“, berichtete Gewerkschaftssekretär Thomas Kantelhardt.
„Die Mobilisierung stimmt hier“, sagte Betriebsrat Tobias Schmidle vom Autohaus Kerstenholz in Bad Säckingen. Hinter der großen Werkstatt versammelten sich die Mitarbeiter. Gewerkschaftssekretär Franz Ritter wählte schärfere Worte: „Die Arbeitgeber nehmen uns nicht für voll. Wir haben uns eine deutliche Lohnerhöhung auch verdient.“ Auch die Beschäftigten von Autohändler Emil Frey im Schweinfurter Maintal und von BMW und Daimler Truck in Darmstadt beteiligten sich am Dienstag zahlreich an den Warnstreiks.
In Mannheim gab es ebenfalls Aktionen. „Zu Ostern haben uns die Arbeitgeber ein faules Ei ins Nest gelegt,“ sagte Benedikt Hummel von der IG Metall Mannheim beim Warnstreik vor der BMW Niederlassung in der Neckarauer Straße. „Mit ihrem mickrigen Angebot haben sich die Arbeitgeber die Wut der Beschäftigten abgeholt.“ In Leipzig legten über 100 Beschäftigte von Volkswagen und der Stern-Autogruppe ihre Arbeit nieder. „Es war eine super Stimmung“, sagte der IG Metall-Bevollmächtigte Steffen Reissig. „Die Leute haben deutlich gemacht, dass sie die Warnstreikaktivitäten noch steigern werden und einen guten Abschluss im April erwarten.“
Deutliches Plus gefordert
Die IG Metall fordert für ihre Mitglieder im Kfz-Handwerk und Kfz-Gewerbe 8,5 Prozent höhere Entgelte, ein deutliches Plus für Auszubildende sowie eine soziale Komponente in Form einer Inflationsausgleichsprämie für 12 Monate. Das erste Angebot der Arbeitgeber in einzelnen Bezirken sieht neben Nullmonaten bei einer Laufzeit von 24 Monaten lediglich Entgelterhöhungen von 3 Prozent pro Jahr vor. Zusätzliche Zahlungen lehnen die Arbeitgeber ab. Das ist kein Angebot, über das man ernsthaft reden kann.
„Die Beschäftigten sind doppelt belastet durch anhaltenden Preisdruck an den Kassen und die Arbeitsbedingungen“, entgegnet Ralf Kutzner. „Gleichzeitig sehen sie täglich an den Aufträgen, wie gut es ihrer Branche geht“, so Kutzner weiter. Einer IG Metall-Umfrage zufolge sind 67 Prozent der Beschäftigten bereit zu einer Kündigung. „Das Handwerk hat jetzt die Chance, mit einem guten neuen Tarifvertrag Fachkräfte zu halten und Nachwuchs zu gewinnen“, betonte Kutzner und kündigte an, dass die Warnstreiks weiter gehen.