In den kommenden gut sechseinhalb Jahren wird kein Beschäftigter von Outokumpu entlassen, es gibt eine Beschäftigungsgarantie bis 31. Dezember 2020. Das Stahlwerk Bochum wird womöglich im Herbst 2015 geschlossen, ein Jahr früher als vorgesehen. Das haben die IG Metall NRW und der finnische Edelstahlkonzern heute in Krefeld vereinbart.
Die heutige, abschließende Tarifverhandlung zwischen IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler und Mika Seitovirta, dem Vorstandsvorsitzenden von Outokumpu, dauerte mehr als fünf Stunden. Dem Ergebnis stimmte die Tarifkommission mehrheitlich zu.
Für den Standort Krefeld sieht der Vertrag vor, dass bis Ende 2016 rund 108 Millionen Euro investiert werden, 35 Millionen noch in diesem Jahr. Damit soll das Nifo-Projekt finanziert werden; Nifo steht für Nirosta-Ferri-Optimierung und meint die Verlagerung der Produktion von Düsseldorf-Benrath nach Krefeld (das Werk Benrath wird geschlossen). Die restlichen 136 Millionen der 2012 vereinbarten Gesamtinvestition von 244 Millionen Euro fließen, wenn die Marktlage es hergibt. Von den ursprünglich vereinbarten 20 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung werden zunächst 9,5 Millionen investiert.
Ende dieses Jahres bis Anfang nächsten Jahres prüft der Outokumpu-Konzern, ob das Produktionsvolumen von Bochum – nur dort wird noch Stahl gekocht – von seinen Standorten Tornio/Finnland und Avesta/Schweden übernommen werden kann. Das Werk Bochum wechselt während dieser drei Monate vom Vier- auf Ein-Schicht-Betrieb. Die Beschäftigten erhalten ihr volles Gehalt, sie können während ihrer Freischichten an Qualifizierungen teilnehmen.
Die Beschäftigten haben endlich Gewissheit über ihre Zukunft
Sollten Tornio und Avesta in der Lage sein, das Bochumer Produktionsvolumen zu übernehmen, kann der Standort Bochum nach sechs Monaten – im Herbst 2015 – geschlossen werden. Das Ergebnis des Verlagerungstests bewertet eine „Jury Produktqualität“, die in Abstimmung mit Betriebsrat und IG Metall berufen wird. Sollte der Test zugunsten von Bochum ausfallen, wird er sechs Monate später wiederholt. Die Beschäftigten erhalten eine Belastungszulage von je 10.000 Euro. Sollte das Werk im Herbst 2015 geschlossen werden, erhalten die Betroffenen gleichwertige Arbeitsplätze bei ThyssenKrupp, HKM oder Outokumpu. „Kein Mitarbeiter hat einen Arbeitsplatzverlust zu befürchten“, heißt es in der Pressemitteilung der IG Metall.
IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler stellte fest, dass die Beschäftigten endlich „Gewissheit über die Zukunft der Standorte und ihrer Arbeitsplätze haben“. Der monatelange Konflikt mit Outokumpu – der Konzern wollte Bochum schon 2014 schließen – sei beendet, er habe „einsehen müssen, dass man sich nicht einfach über Tarifverträge hinwegsetzen kann“.
Giesler spielt damit auf den Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrag von Januar 2012 an, den die IG Metall mit ThyssenKrupp (TK) und Outokumpu geschlossen hat, als die Edelstahlsparte von TK an die Finnen verkauft wurde. Darin hieß es, Bochum könne frühesten Ende 2016 geschlossen werden, ob die Notwendigkeit besteht, würde 2015 geprüft. Diese Prüfung und deren mögliche Konsequenz – die Schließung des Bochumer Werks – wird nun um ein Jahr vorgezogen. Von einer fast siebenjährigen Beschäftigungsgarantie bis Ende 2020 war in dem alten Tarifvertrag keine Rede.