Superwoman ausgebremst: Sie leisten viel, manchmal mehr als ihre männlichen Kollegen. Trotzdem sollen Frauen im Job engagierter und beim Gehalt bescheidener als Männer sein. Nicht selten verzichten sie sogar auf eine Karriere. Die IG Metall will, dass Frauen die gleichen Chancen erhalten.
Die IG Metall – nur ein Männerverein? Diese Aussage zeigt einmal mehr, wie unrichtig Vorurteile sein können. Natürlich ist die IG Metall in den Produktionsbereichen der Unternehmen stark, doch sie hat auch im Angestelltenbereich viele Mitglieder. Unter ihnen sind viele Frauen. Sie sind eingetreten, weil sich die IG Metall für ihre Interessen einsetzt und dafür stark macht, dass Frauen den Männern in allen Bereichen gleichgestellt werden.
Gleichstellung und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind Themen, über die momentan in der Öffentlichkeit viel geschrieben wird. Sie sind Etiketten, mit denen sich die Unternehmen gerne schmücken. Vor allem, weil damit gute Fachkräfte geworben können. Doch wer genau hinsieht, muss feststellen, dass die betriebliche Praxis den Ansprüchen selten Stand hält. Die IG Metall lässt sich nicht blenden.
Familienfreundlichkeit ist nicht nur ein Frauenthema und es lässt sich auch nicht auf die Forderung nach mehr Kitaplätzen reduzieren. Mit ihrem Klimaindex Vereinbarkeit stellt die Gewerkschaft gemeinsam mit den Betriebsräten die Unternehmen auf den Prüfstand.
Geregelte Arbeitszeiten
Dass die IG Metall damit den Finger in die Wunde legt, belegen auch die Ergebnisse der großen IG Metall-Beschäftigtenbefragung vom Frühjahr 2013: Arbeit und Leben müssen besser miteinander vereinbart werden können, fordern die Menschen. Und: Die Beschäftigten sprechen sich mehrheitlich für geregelte Arbeitszeiten aus, die auch mal kurzfristig an die privaten Bedürfnisse angepasst werden können.
In den meisten Unternehmen diktieren die betrieblichen Anforderungen die Arbeitszeiten. Die Firmen verlangen von den Beschäftigten, dass sie jederzeit flexibel einsetzbar sind. In der Praxis führt das zu überhöhten Anforderungen, überlangen Arbeitszeiten und Leistungsdruck. In manchen Unternehmen ist es kaum möglich, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Die IG Metall fordert, dass die Beschäftigten grundsätzlich selbstbestimmter über ihre Zeit verfügen können. Davon können Frauen wie Männer profitieren.
Berufswege verlaufen unterschiedlich
Chancengleichheit gibt es auch beim Entgelt nicht. 22 Prozent liegt der Verdienst von Frauen im Durchschnitt unter dem der Männer. Die Gründe für die Unterschiede liegen oft nicht an den Qualifikationen, die Frauen und Männer mitbringen. Es ist eher so, dass die Berufswege sehr unterschiedlich verlaufen. Frauen werden weniger gefördert, nehmen seltener an Weiterbildungsmaßnahmen teil, machen langsamer oder gar keine Karriere und sie übernehmen noch einem Großteil der unbezahlten Haus-, Erziehungs- und Pflegearbeiten. Alle diese Faktoren wirken sich auf die Bezahlung aus und schmälern im Alter zudem noch die Rente.
Dass der Frauenanteil an den Top-Jobs der Wirtschaft sehr niedrig ist, ist nur einer der Gründe dafür, dass Frauen bei den Gehältern hinterherhinken. Doch die IG Metall will, dass die Frauen die gleichen Chancen auf gute Jobs und auf eine Karriere haben wie die Männer. Dabei dürfen sie nicht mit niedrigeren Leistungszulagen oder schlechteren Eingruppierungen ausgetrickst werden. Zwar werden in vielen Unternehmen die Aufgaben gleich bezahlt, unabhängig davon wer sie erledigt. Aber die Aufgaben sind unterschiedlich verteilt. Damit sich hier endlich etwas bewegt, hat die IG Metall die Initiative „Auf geht’s faires Entgelt für Frauen“ angestoßen. Sie unterstützt Betriebsräte dabei, die Entgeltlücke aufzuspüren und die richtigen Maßnahmen anzustoßen, um Entgeltgleichheit herzustellen.
Um dem Ziel Chancengleichheit näher zu kommen, packt die IG Metall die Probleme an.Sie fordert:
- Arbeitszeiten müssen familienfreundlicher werden, das nutzt Müttern und Vätern.
- Staat und Unternehmen müssen das Angebot an Kinderbetreuung ausbauen.
- Die Arbeitszeit muss vorübergehend abgesenkt werden können.
- Beschäftigte in der Elternzeit müssen sich weiterbilden können.
- Die betrieblichen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten müssen bessert werden.
Verbündete gesucht
Die IG Metall hat in Sachen Geschlechtergerechtigkeit schon einiges erreicht. Doch sie ist noch lange nicht am Ziel. Um noch besser zu werden, braucht sie viele Verbündete. Sie braucht jede Frau und jeden Mann, der bereit ist, sich zu informieren, mitzumachen und die Chancen von Frauen in der Arbeitswelt zu verbessern – am besten als Mitglied der IG Metall.