Demonstration für FAIRWANDEL
Keine Entlassungen, sozialer Umbau der Industrie: Dafür sind heute mehr als 50 000 Metallerinnen und Metaller auf die Straße gegangen. In über 50 Städten demonstrierten sie für ihre Ziele. Am Berliner Reichstag übergaben sie ihre Forderungen direkt an die Politik.
In Stuttgart, Eisenach, Koblenz, in Bremen, Köln, Duisburg, Schweinfurt und natürlich in Berlin, direkt vor dem Parlament: Quer durchs Land haben Metallerinnen und Metaller heute für einen fairen, sozial-ökologischen Wandel der Industrie demonstriert. Auf Straßen, Plätzen und vor Werkstoren.
Fotos: Thomas Range
Die IG Metall mischt sich mit dem Aktionstag in die laufenden Koalitionsverhandlungen ein – und macht Druck für die Anliegen der Beschäftigten. Bundesweit beteiligten sich über 50 000 Mitglieder. An vielen Orten besuchten Abgeordnete und Regierungsvertreter von Bund, Ländern und Kommunen die Kundgebungen.
„Unser Weckruf an Politik und Arbeitgeber ist bitter nötig“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Vage Programme und Lippenbekenntnisse entfachen keinen Aufbruch und keinen Fortschritt.“
Die Zukunft der Industrie und ihrer Beschäftigten dürfe nicht an der Schuldenbremse scheitern, mahnte Hofmann. „Der Weg der Beschäftigten in die Arbeitswelt von morgen muss über sichere Brücken führen. Wir verlangen klare Beschäftigungs- und Investitionszusagen.“
Politik muss liefern
Auf der zentralen Bühne im Berliner Regierungsviertel diskutierte Jörg Hofmann mit Politikerinnen und Politikern von SPD, Union, FDP, Grünen und der Linken; darunter auch Top-Verhandler der angehenden Ampel-Koalition wie Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und der Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner.
Ebenfalls auf dem Podium am Reichstag: Beschäftigte aus Berliner, Brandenburger und sächsischen Industriebetrieben, die IG Metall-Bezirksleiterin Birgit Dietze und Jan Otto, Geschäftsführer der IG Metall Berlin.
An die Adresse der kommenden Bundesregierung sagte Jörg Hofmann: „Es geht uns um Aufbruch und Perspektiven für alle. Wir wollen einen ‚FairWandel‘ – eine soziale, ökologische und demokratische Transformation. Unser Ziel ist modernes, nachhaltiges Wirtschaften bei gleichzeitig starkem sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.“
Zukunft steht auf dem Spiel
Für die deutsche Industrie steht in den kommenden Jahren die Zukunft auf dem Spiel – und damit hunderttausende Arbeitsplätze. Über acht Millionen Beschäftigte arbeiten im verarbeitenden Gewerbe. Komplette Branchen stehen vor dem Umbruch.
Fahrzeugbau und Stahl, aber auch viele Betriebe im Maschinenbau und anderen Branchen, stecken bereits mitten Wandel. Digitalisierung und Klimakrise erfordern schnelles Handeln.
Vor diesem Hintergrund fordert die IG Metall von der künftigen Bundesregierung:
- Sicherheit und gute Perspektiven für die Beschäftigten – keine Entlassungen in der Transformation
- Investitionen in die Arbeitsplätze von heute und morgen – an den heutigen Standorten
- Qualifizierung statt Verlagerung ins Ausland
- Öffentliche Zukunftsinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro
- Eine gerechte Finanzierung der öffentlichen Investitionen
Mehr Mitbestimmung
Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, sagte bei der Kundgebung am Hamburger Fischmarkt: „Die Beschäftigten gehen auf die Straße, weil es um ihre Zukunft geht.“ Klimawandel und Digitalisierung könnten nur gemeinsam mit den Beschäftigten gestaltet werden.
„Bei Aus- und Weiterbildung müssen wir richtig Gas geben. Nur dann haben wir genug Fachkräfte, um grüne Technologien zu entwickeln und zu produzieren“, sagte Benner. „Wir brauchen ein deutliches Mehr an Mitbestimmung für die Beschäftigten. Denn in den Betrieben fallen die strategischen Entscheidungen über Zukunftsprodukte, Standorte und Arbeitsplätze.“
Stahlindustrie am Scheideweg
„In den nächsten Monaten entscheidet sich die Zukunft der Arbeitsplätze in der Stahlindustrie“, sagte Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Hauptkassierer der IG Metall, vor der Hauptverwaltung von Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg.
„Ohne die notwendigen, verbindlichen Zusagen aus Berlin und Brüssel kann der Wandel nicht gelingen. Deshalb ist unsere Botschaft heute eindeutig: Deutschland muss Industrieland und damit Stahlland bleiben.“
Europaweiter Protest
Der IG Metall-Aktionstag war Teil einer zweiwöchigen „Europäischen Aktion für einen gerechten Strukturwandel“ des Dachverbandes der europäischen Industriegewerkschaften (IndustriAll Europe).
Unter dem Motto „Just Transition“ beteiligen sich daran Mitgliedsorganisationen auf dem ganzen Kontinent.
Fahrplan für den FAIRWANDEL:
Alle Forderungen der IG Metall an die nächste Bundesregierung gibt es hier