Druck aus den Betrieben bringt Bewegung in die Tarifrunde
10.000 Metaller und Metallerinnen aus ganz NRW haben an der Protestkundgebung am Freitag vor Beginn der dritten Tarifverhandlung in Mülheim an der Ruhr teilgenommen. Erwartet hatte die IG Metall ursprünglich nur 2500. In der Verhandlung zeigten die Arbeitgeber in Sachen Bildungsteilzeit erstmals Entgegenkommen.
Vor dem Parkplatz der Stadthalle Mülheim stellen sich die Demonstranten auf. Die Polizei hat ihre liebe Not, ein Verkehrschaos zu verhindern. Ist aber guten Mutes: „Wir kriegen dat hin“, sagt der Einsatzleiter. Die Arbeitgeber hatten im Vorfeld darum gebeten, zum Verhandlungsort nicht Spalier laufen zu müssen. Das müssen sie auch nicht, kommen an den Demonstranten aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht vorbei. Der Parkplatz ist voller Busse, der Weg in die Tiefgarage der Stadthalle versperrt – die Unterhändler des Arbeitgeberverbandes stellen ihre Karossen in den Seitenstraßen ab.
Der Demo-Lindwurm zieht an der Stadthalle vorbei auf die Brücke , über die Ruhr und auf den Kundgebungsplatz auf der Hafenpromenade. „Wir müssen zusammenrücken“ ruft der Chefordner von der Bühne aus über den Platz, „wir im wahren Leben.“
IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler ist ergriffen: „Ein Knaller, damit habe ich nicht gerechnet.“ Das hatte niemand. Die IG Metall-Spitze ist von der Warnstreikwelle überrollt worden.
Im Kammermusiksaal der Stadthalle beginnt wenig später die dritte Tarifverhandlung für die 700.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie von NRW. Die Arbeitgeber zeigen sich von der Kundgebung beeindruckt. Und auch von den Warnstreiks mit 100.000 Teilnehmern seit Ende der Friedenspflicht am 29. Januar. Das sei „am Rande des Erträglichen“ gewesen.
In die Verhandlung kommt erstmals Bewegung. Die Arbeitgeber sagen zu einer der drei Forderungen – der nach Bildungsteilzeit – nicht mehr kategorisch „nein“. Sie können sich eine Lösung vorstellen, sind davon aber noch weit entfernt. Ob die Tarifpartner in NRW in Sachen Bildungsteilzeit Vorreiter werden, wird sich in gut zwei, drei Wochen – nach Karneval – zeigen. Dann soll weiterverhandelt werden.
Bilder der Demo und Kundgebung in Mülheim
Fotos: Thomas Range, Norbert Hüsson