Zwei Jahre nach dem verheerenden Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch warten die Opfer immer noch auf eine angemessene Entschädigung. „Wer in maroden Fabriken produzieren lässt, muss auch für die Folgen bezahlen“, sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall, Wolfgang Lemb.
Bei der Katastrophe am 24. April 2013 waren 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Dhaka 1127 Menschen getötet und über 2000 weitere verletzt worden. Die IG Metall fordert zusammen mit dem Gewerkschaftsdachverband IndustriAll Global und der „Kampagne für Saubere Kleidung“ eine faire Entschädigung der Unglücksopfer. Noch immer fehlen mehrere Millionen im Entschädigungsfonds.
Konzerne müssen zahlen
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat berechnet, dass 30 Millionen US-Dollar benötigt werden, um alle Opfer und ihre Hinterbliebenen angemessen entschädigen zu können. Bisher sind jedoch nur 24 Millionen in den Fonds eingezahlt worden. Der Discounter KiK hat bislang nur eine Million eingezahlt. Die deutschen Unternehmen Adler Modemärkte, KANZ/Kids Fashion Group, NKD und die Schmidt Group haben bislang noch gar keine Zahlungen geleistet.
„Das ist angesichts der hohen Profite, die diese Firmen aus ausbeuterischen und lebensgefährlichen Arbeitsverhältnissen bei ihren Produzenten in Ländern wie Bangladesch ziehen, schlichtweg unmoralisch und menschenverachtend“, sagte Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall aus Anlass des Jahrestages. Die traumatisierten und gesundheitlich gezeichneten Betroffenen bräuchten die Entschädigung, um sich eine neue Existenz aufbauen zu können.
Flash-Mobs und Aktionen
„Weltweit brauchen Textilbeschäftigte höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und eine anerkannte gewerkschaftliche Vertretung“, erklärte Lemb. Nötig sei aber auch ein verschärftes Haftungsrecht, das deutsche Unternehmen im Ausland auf Arbeitssicherheit und bessere Arbeitsbedingungen verpflichtet. Die Textilgewerkschaft IG Metall engagiert sich daher im nationalen Bündnis für nachhaltige Textilien, das vergangenes Jahr von Bundesentwicklungshilfeminister Müller ins Leben gerufen wurde.
„Es ist für uns wichtig, dass möglichst viele deutsche Textilunternehmen dem Bündnis noch beitreten, um ernsthaft an einer Verbesserung der weltweiten textilen Produktion zu arbeiten“, so Lemb. Die Kampagne für Saubere Kleidung veranstaltet am Jahrestag von Rana Plaza in verschiedenen Städten wie Berlin, Dresden und Bonn Flash-Mobs und Aktionen, um auf die Tragweite des Unglücks hinzuweisen. Mit der Petition ‚Pay Up! Entschädigung Jetzt soll der Druck auf die Textilunternehmen erhöht werden, sich stärker finanziell zu beteiligen.