Stolpersteinverlegung Aurel Billstein am 17.06.2021 an der Gladbacherstraße 165
Willi Claessen (Jahrgang 1935) hat für die Aurel Billstein Geschichtswerkstatt der IG Metall Krefeld anlässlich der Stolpersteinverlegung eine kurze Ansprache gehalten, die wir sehr gerne Interessierten zugänglich machen…
„Liebe Kolleginnen & Kollegen, sehr geehrte Damen & Herren,
Aurel ist am 12.02.1996 im Alter von 94 Jahren verstorben.
Ich war ein persönlicher Freund von Ihm.
Wenn wir mit der IG Metall in Klausur gingen teilten wir uns ein Zimmer. Die Gespräche und Diskussionen mit Aurel waren für mich immer sehr eindrucksvoll. Kommunist trifft auf Sozialist. Aurel blieb immer klar in seiner Position, er verbiss sich aber nicht in den Unterschieden sondern verstand es den Blick auf das Gemeinsame zu lenken. Die Verbesserung der Lebens- und Arbeitssituation abhängig Beschäftigter trieb ihn um. Darum trat er mit 18 Jahren dem Deutschen Metallarbeiterverband bei und blieb Ihm und seiner Nachfolgeorganisation – der IG Metall- treu. Er wurde 1994 für seine 75 jährige Mitgliedschaft geehrt. 3 Bücher, 17 (orange) Schriften und einige noch nicht veröffentlichte Manuskripte und Übersetzungen hat er als autodidaktischer Geschichtsforscher und Autor geschaffen und bearbeitet. Als 70 Jähriger hat er die Zeit von Verfolgung und Vernichtung von Menschen während des Nationalfaschismus erforscht und dokumentiert. Wie viele Stunden, Tage, Wochen er in Archiven verbracht hat ist nicht festgehalten worden. Aurel hat mit seinem Engagement Spuren hinterlassen. Vorstand in der IG Metall Krefeld, Seniorenausschuss des DGB, Arbeitsgemeinschaft der Verfolgten des Naziregimes, Zeitzeugenberichte in Krefelder Schulen,…bis zu seinem Lebensende galt für ihn: „Erinnern für die Zukunft“. Seine Sorge, dass seine Arbeit vergessen werden könnte hat die IG Metall ihm noch zu Lebzeiten genommen und versprochen in seinem Sinne weiter zu arbeiten – darum haben wir die Geschichtswerkstatt in Vereinsform gegründet .
Seine Wahlämter und die vielen Ehrungen zeigen auf was er geleistet hat.
Aurel war Schlosser. Während der NS- Zeit war er 7 Jahre in Zuchthaushaft aufgrund seiner kommunistischen Gesinnung.
Im KZ Sonnenburg lernte er Erich Mühsam und Carl von Ossietzky kennen. Er nutzte die Haftphase um Französisch und Englisch zu lernen.
Das war nach dem Krieg bei den Treffen mit den Kollegen des Stahlwerkes in Dünnkirchen von Vorteil und sorgte für intensive Gespräche – auch an der Theke. Die Inschrift am Mahnmal des DGB-Hauses an der Blumentalstraße 2 lautet „Denkt an die Opfer der Diktatur Seid wachsam Schützt die Freiheit“ dem fühlte sich Aurel sein Leben lang verpflichtet.
Aurel Billstein 29.09.1901 in Krefeld; † 12. Februar 1996
- Politiker (KPD), Gewerkschafter (seit 1919 Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes (DMV)), Betriebsrat, Geschichtsforscher
- 1948-1952 Stadtverordneter der KPD in Krefeld, kurzfristige Inhaftierung nach dem gesetzlichen Parteiverbot 1957
- seit 1961 bis zum Renteneintritt war Aurel Vorsitzender des Betriebsrates bei Still
- 1986 Krefelder Stadtsiegel
- 1990 Ehrenbürgerschaft
- 1991 Bundesverdienstkreuz erster Klasse
Am 29.09.2021 feiern wir Aurels 120 Geburtstag. Die gewerkschaftliche Geschichtswerkstatt Aurel Billstein eV wird ihn hochleben lassen und Ihr seid dazu herzlich eingeladen.