Die 72 000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie erhalten deutlich mehr Lohn – und ein zusätzliches Urlaubsgeld, das in freie Tage umgewandelt werden kann. Darauf haben sich die IG Metall und der Arbeitgeberverband Stahl in der Nacht von Samstag auf Sonntag in Düsseldorf geeinigt – nach 16-stündiger Verhandlung.
Für Januar und Februar 2019 gibt es einmalig 100 Euro. Rückwirkend ab März steigen die Löhne und Gehälter um 3,7 Prozent. Die Auszubildenden erhalten in zwei Stufen je nach Ausbildungsjahr eine Erhöhung der Auszubildendenvergütung von 88 bis 188 Euro; das entspricht einer Erhöhung um 9,9 bis 18,7 Prozent.
Beschäftigte können Vergütung in freie Tage umwandeln
Ab 2020 erhalten alle Beschäftigten eine zusätzliche Urlaubsvergütung von 1000 Euro, die im Juli ausgezahlt wird. Sie ist tarifdynamisch, das heißt, sie wird regelmäßig erhöht. Die Beschäftigten können diese Vergütung in freie Tage umwandeln. Es sind bis zu fünf freie Tage möglich. Ihre Anzahl bestimmt sich nach der Gesamtmenge der Anträge in einem Betrieb. Es gilt das Prinzip der kommunizierenden Röhren: Bei vielen Anträgen reduzieren sich die freien Tage für den Einzelnen. Können nicht alle gewünschten freien Tage genommen werden, werden diese ausbezahlt.
Die Tarifverträge zu Altersteilzeit, Beschäftigungssicherung und Werkverträgen werden verlängert. Außerdem wurde eine Verhandlungsverpflichtung zur tariflichen Absicherung der Dual Studierenden vereinbart.
Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 26 Monaten und gilt bis Februar 2021.
„Der Tarifvertrag hat eine starke soziale Komponente“
„Die Beschäftigten erhalten eine deutliche Erhöhung ihrer Realeinkommen. Zudem schafft die Möglichkeit, die zusätzliche tarifliche Vergütung von 1.000 Euro in freie Tage umwandeln zu können, mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit und eine Entlastung bei der belastenden Schichtarbeit“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall. „Damit ist uns nach dem Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie auch in der Stahlindustrie ein wichtiger Schritt für mehr Arbeitszeitsouveränität gelungen. Mit der überproportionalen Erhöhung der Ausbildungsvergütungen sichern wir außerdem die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlunternehmen um junge Fachkräfte in Zeiten des Wandels.“
Der nordrhein-westfälische IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Knut Giesler sagte: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir haben eine ordentliche Entgelterhöhung durchgesetzt. Gerade die unteren Entgeltgruppen profitieren besonders von den 1000 Euro zusätzlicher tariflicher Vergütung. Damit hat der Tarifvertrag eine starke soziale Komponente.“
Großer Rückhalt der Beschäftigten
Möglich wurde das Ergebnis in der nordwestdeutschen Stahlindustrie durch den enormen Druck der Beschäftigten. Insgesamt hatten 26 000 Stahlarbeiter die Forderungen der IG Metall unterstützt. „Dafür möchte ich allen herzlich danken“, sagte Giesler. „Ohne diesen großen Rückhalt hätten wir dieses große Tarifpaket nicht schnüren können.“