Die metallzeitung im Gespräch mit Heinz Spörk, Betriebsratsvorsitzender Siemens Mobility Krefeld.
mz: Mit dem Blick in den Rückspiegel, was waren die drei großen Herausforderungen für den BR seit März 2020?
HS: Alle BR-Mitglieder incl. Nachrücker mit entsprechenden IT-Hardware auszustatten, soweit nicht schon geschehen, um die Kommunikation vollumfänglich zu gewährleisten. Neue Sitzungskonzepte mussten entwickelt werden, um rechtlich einwandfreie Beschlüsse fassen zu können. Darüber hinaus war es uns wichtig, dass Betriebsversammlungen nicht ersatzlos gestrichen wurden. Das haben wir erfolgreich, ebenfalls in einem neuen Format, verhindert.
mz: Wie würdest Du die Performance des Arbeitgebers bewerten?
HS: Auch wenn es im Gremium unterschiedliche Auffassungen dazu gibt, würde ich feststellen, dass der Arbeitgeber sehr schnell umfassende Maßnahmen ergriffen hat um die Belegschaft vor den Auswirkungen der Pandemie bestmöglich zu schützen. Dabei darf man davon ausgehen, dass ein primäres Ziel war, Produktionsausfälle zu verhindern. Dies ist auch gelungen, die Produktivität am Standort liegt etwa auf dem gleichem Niveau wie vor der Pandemie.
mz: Wie war die Zusammenarbeit mit Betriebsarzt, Gesundheitsamt und anderen Akteuren – wie ZB der IGM?
HS: Die Zusammenarbeit mit unserem Betriebsärzten war und ist sehr gut. Die wenigen direkten Kontakte mit dem Gesundheitsamt waren ebenfalls gut. Sie waren insbesondere hilfreich, um die Durchführungen von Betriebsversammlungen zur organisieren.
Für die Zusammenarbeit mit der Verwaltungsstelle sind im Wesentliche andere betriebliche Akteure zu ständig. Es hat aber den Anschein, dass beidseitig Verbesserungspotenzial identifiziert wurde. Gesprächstermine sind aktuell in Abstimmung.
mz: Wie habt Ihr den Kontakt und Austausch zu den Beschäftigten organisiert?
HS: Wir haben dazu schon sehr früh eine virtuelle BR-Sprechstunde ins Leben gerufen. Seit Januar laden wir in regelmäßigen Abständen ein und erreichen damit über 900 Mitarbeiter im Homeoffice. Dieses Angebot wird von den Kolleginnen und Kollegen sehr gut angenommen und wir erhalten viel positives Feedback.
mz: Was werdet Ihr an neuen Praktiken beibehalten?
HS: Unser BR hat bereits vor der Pandemie sehr strukturiert gearbeitet, das haben wir gemeinsam in dieser Ausnahmesituation aber noch deutlich nachgeschärft. Ich hoffe das dies ein Element ist, was nach überstandener Pandemie nicht wieder in Vergessenheit gerät. Eine weitere Änderung die mit Sicherheit auch nach der Pandemie tragen wird, ist unser neues Konzept zur Durchführung der Betriebsversammlungen. Weg von langen Einzelvorträgen hin zu mehr Akteuren die gleichzeitig agieren und ihre Beiträge mit selbstgedrehten Videos und Interviews interessanter gestalten.
mz: Gilt bei Siemens Mobility in Uerdingen die Losung „Solidarität ist Trumpf“ bei der Bewältigung der C19 Herausforderung?
HS: Der Slogan „Solidarität ist Trumpf“ wird uns nicht nur bei der Bewältigung der Pandemie helfen, er war auch schon vorher gelebte Praxis an unserem Standort. Ein Beispiel dafür ist unsere Werkszeitung „VIERgewinnt“, die in Zusammenarbeit mit der JAV, dem VKL, der SBV und dem Betriebsrat entsteht.
mz: Was bleibt bei dir persönlich von dieser Phase hängen?
HS: Die Erkenntnis, wie anfällig angeblich gefestigte Gesellschaften in Ausnahmesituationen sind. Schonungslos werden Versäumnisse aus der Vergangenheit ans Tageslicht befördert. Das solche Situationen am Ende dennoch gemeistert werden, das liegt sicherlich auch daran, das bei vielen Menschen das Wort Solidarität mehr ist als nur eine Worthülse und dazu gibt es unzählige Beispiele.