Siemens hat mit Veröffentlichung der Quartalszahlen auch Pläne für einen erneuten Stellenabbau vorgelegt: Im Rahmen des sogenannten „Transformationsprogrammes PG 2020“ sollen bei Power and Gas über den bereits bekannten Abbau von 1.200 hinaus und in mehreren anderen Bereichen weitere insgesamt 2.200 Stellen in Deutschland wegfallen.
Weltweit werden rund 4.500 Stellen betroffen sein, gab Siemens am Donnerstag Morgen bekannt. Beide Absichten summieren sich zu dem bereits bekannten Abbau von rund 3.000 Stellen im Zuge der im Oktober 2014 begonnenen Neuaufstellung. Weitere Maßnahmen im Jahresverlauf sind angesichts der seit Herbst 2014 schrittweise verkündeten Pläne nicht mit Sicherheit auszuschließen.
Kostenschraube statt Innovation?
Siemens reagiert damit nach dem altbekannten Schema auf den steigenden Druck durch Analysten und an den Börsen: Das Management dreht bei akuten oder strukturellen Problemen reflexartig an der Schraube der Personalkosten, statt langfristig tragfähige Lösungsansätze zu entwickeln. Die Energiewende als wesentlicher Faktor der Marktveränderungen ist seit vier Jahren absehbar – das Management aber hat dies zu lange ausgesessen und frühzeitiges Umsteuern hin zu alternativen Zukunftsfeldern hinausgezögert. Jetzt versucht es, die Folgen dieser Versäumnisse auf die Beschäftigten abzuwälzen. Eine solche kurzfristige Flickschusterei aber kann proaktives Gestalten der Zukunft, wie es IG Metall und Betriebsräte im Rahmen ihrer Arbeitnehmerinitiative „Siemens 2020“ seit Jahren fordern und fördern, nicht ersetzen.
Rasenmäher muss im Gartenhaus bleiben!
Die IG Metall erwartet von Siemens, sich nicht dem kurzfristigen Renditedruck des Kapitalmarktes zu beugen, sondern Innovationen in neue Produkte mit zukunftsorientierten Konzepte für alle Power and Gas-Standorte umzusetzen. Sie wird gemeinsam mit den Betriebsräten alle neuen Abbaupläne gründlich auf Plausibilität sowie wirtschaftliche und technische Nachvollziehbarkeit prüfen. Ein weiterer Abbau nach der Rasenmähermethode mit gebanntem Blick auf Zielzahlen schwächt die betroffenen Bereiche und kommt nicht in Frage!
Wo Stellen tatsächlich entfallen müssen, sind betriebsbedingte Kündigungen durch die verbindliche Standort- und Beschäftigungssicherung kategorisch ausgeschlossen. Die IG Metall wird wenn nötig massiv Widerstand organisieren, um die Interessen der betroffenen Standorte und ihrer Beschäftigten zu wahren. Vor diesem Hintergrund treffen sich Vertreter einer Reihe aktionsfähiger Betriebe bereits kommende Woche zur Beratung ihres weiteren Vorgehens. Parallel wird im Rahmen von „Siemens 2020“ weiter an der Entwicklung zukunftsfähiger Perspektiven für sichere Arbeitsplätze in Siemens’ deutschem Referenzmarkt gearbeitet.