Mehr Geld und mehr Gerechtigkeit durch Tarifbindung
4,5 bis 5 Prozent mehr Geld – für zwölf Monate. Diesen Forderungsrahmen empfiehlt der IG Metall-Vorstand den regionalen Tarifkommissionen der Metall- und Elektroindustrie. Neben einem fairen Anteil für die Beschäftigten am wirtschaftlichen Fortschritt möchte die IG Metall mehr Verteilungsgerechtigkeit schaffen. Dazu will sie die Tarifbindung in der Branche stärken.
In den vergangenen Wochen haben die Metallerinnen und Metaller in den Betrieben und gewerkschaftlichen Gremien darüber diskutiert, wie viel die IG Metall für die 3,8 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie fordern soll. Am 28. Januar haben die regionalen Tarifkommissionen die betrieblichen Diskussionen zusammengetragen und dem IG Metall-Vorstand übermittelt. Der hat am 2. Februar die bezirklichen Diskussionen und den Forderungsrahmen für die Tarifrunde 2016 beraten. Das Ergebnis: Der Vorstand der IG Metall empfiehlt den Tarifkommissionen eine Forderung nach Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen im Rahmen von 4,5 bis 5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
„Wir wollen mit unserer Entgeltforderung zur Verteilungsgerechtigkeit in unserer Gesellschaft beitragen“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Dienstag in Frankfurt. „Die Forderung ist von den Unternehmen finanzierbar und sichert den Beschäftigten einen fairen und verdienten Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung.“ Und sie stärke die Binnennachfrage, was ökonomisch ebenfalls dringend geboten sei, so Hofmann.
Die deutsche Wirtschaft wächst und macht nach wie vor gute Gewinne. Ein Wachstumsmotor ist der private Konsum – angekurbelt auch durch die Tarifabschlüsse der IG Metall in den letzten Jahren. Auch 2016 befindet sich die Wirtschaft auf einem stabilen Wachstumskurs. Die jüngsten Prognosen der Wirtschaftsinstitute liegen bei knapp unter zwei Prozent. Die IG Metall sieht daher keinen Grund, von ihrer verlässlichen Tarifpolitik abzuweichen.
Bei der Höhe der Forderung geht die IG Metall, wie immer, von der mittelfristigen Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank (EZB) von bis zu 2 Prozent und einer gesamtwirtschaftlichen Trendproduktivitätssteigerung von mittelfristig etwa 1,1 Prozent aus. Hinzu kommt eine Umverteilungskomponente, die den Beschäftigten ihren fairen und verdienten Anteil am wirtschaftlichen Fortschritt sichern soll.
„Die Ertragssituation ist 2015 auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau bei einer Netto-Umsatz-Rendite von respektablen 3,6 Prozent“, so der IG Metall-Vorsitzende. Die Beschäftigung sei deutlich gewachsen. Jörg Hofmann: „Die Metall- und Elektroindustrie hat den temporären Anstieg der Lohnstückkosten, auch aufgrund weiterer positiver Sonderfaktoren, damit sehr gut verkraftet.“
Das zweite Thema, das der IG Metall in dieser Tarifrunde besonders am Herzen liegt, ist das Thema Verteilungsgerechtigkeit durch Tarifverträge. „Beschäftigte in nicht-tarifgebundenen Betrieben haben den gleichen Anspruch auf Tariferhöhungen. Sie verdienen bei vergleichbarer Tätigkeit im Durchschnitt 24,6 Prozent weniger“, stellt Hofmann fest. „Deshalb verfolgen wir in dieser Tarifrunde neben einer fairen Beteiligung der Beschäftigten am wirtschaftlichen Fortschritt das Ziel, die Tarifbindung wieder zu steigern.“
Die Empfehlung des Vorstandes wird nun in den Betrieben und Gremien der IG Metall diskutiert. Am 23. Februar beschließen die Tarifkommissionen der bezirklichen Tarifgebiete ihre jeweiligen Forderungen. Der Vorstand der IG Metall wird sich am 29. Februar mit den Beschlüssen befassen und die Forderung für die Metall-Tarifrunde 2016 endgültig festlegen. Die Entgelttarifverträge laufen am 31. März aus.