In den Nähfabriken liegt vieles noch im Argen – IG Metall will Textilbündnis beitreten
Nach mehreren verheerenden Katastrophen in Textilfabriken hat sich in Deutschland ein Textilbündnis gegründet mit dem Ziel, dass Kleidung unter menschenwürdigen Umständen und zu fairen Löhnen hergestellt und gehandelt wird. Der IG Metall-Vorstand hat jetzt beschlossen, der Initiative beizutreten.
Die Bilder vom Einsturz des Rana Plaza in Bangladesch sind vielen noch gegenwärtig. Als das marode Gebäude vor eineinhalb Jahren einstürzte, wurden über 1100 Menschen zu Tode gequetscht. Der größte Industrieunfall machte viele Menschen nachdenklich. Die gefährlichen Umstände in den Textilfabriken erschien plötzlich vielen als untragbar. Auch bei den Verbrauchern setzte ein Umdenken ein. Viele Menschen sind bereit, ein bisschen mehr für Kleider auszugeben, wenn die Textilarbeiter dafür nicht mehr am Hungertuch nagen und in einsturzgefährdeten Gebäuden arbeiten müssen.
Bündnis für faire Textilien
Auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat sich im Oktober ein Textilbündnis gegründet. Ziel ist es, die Arbeits- und Umweltbedingungen der Textilproduktion nachhaltig zu verbessern. Es richtet sich gegen Ausbeutung in den Herstellerländern wie Bangladesch, Kambodscha, Pakistan und China. Es soll schrittweise eine ökologisch und sozial verantwortungsbewusste Produktion sicherstellen – und zwar entlang der gesamten Lieferkette vom Baumwollfeld bis zum fertigen Kleidungsstück.
Am 11. November hat der Vorstand der IG Metall beschlossen, sich diesem Textilbündnis anzuschließen. „Durch das Bündnis hat die IG Metall die Möglichkeit, konkrete Projekte zu initiieren und weiteren Druck auf die Unternehmen und Arbeitgeberverbände auszuüben“, sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Wolfgang Lemb. „Es müssen gesetzliche Sorgfaltspflichten für die Unternehmen in der gesamten Lieferkette hergestellt werden. Dieses Bündnis ist hierfür ein Schritt in die richtige Richtung.“
Projekte vor Ort geplant
Das „Bündnis für nachhaltige Textilien“, so der offizielle Name richtet sich an Unternehmen der Textilwirtschaft, an Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Zertifizierungsunternehmen, Verbraucherverbände und Nichtregierungsorganisationen (NRO). Alle beteiligten NRO sind, genau wie die IG Metall, Mitglieder der Kampagne Saubere Kleidung (CCC). Das Bündnis ist nicht auf Deutschland beschränkt, sondern sucht weitere Partner im internationalen Kontext. Bis Ende 2016 soll ein Aktionsplan mit konkreten Projekten und Partnern in den Produktionsländern entstehen. Das BMZ hat bis Ende 2016 die Finanzierung sichergestellt.
Brandschutz weiterhin mangelhaft
„Leider haben sich die Bedingungen in der Branche noch nicht wesentlich gebessert“, stellt Wolfgang Lemb fest. Umso wichtiger ist es, den Druck auf die Regierungen der Herstellerländer, Produzenten, Lieferanten und Abnehmer zu verstärken. Bei einer Überprüfung von 1100 Textilfabriken in Bangladesch wurden in allen Gebäuden Mängel wie fehlender Brandschutz und mangelhafte Statik festgestellt. Die Beanstandungen reichen von schlecht isolierten Elektrokabeln über fehlende Notausgänge bis hin zu einsturzgefährdeten Böden, auf denen viel zu schwere Maschinen stehen. 17 Gebäude sind nach Einschätzung der Inspektoren so marode, dass die Regierung von Bangladesch dringend aufgefordert wurde, sie zu evakuieren.