Jetzt kandidieren
Im Frühjahr 2018 sind Betriebsratswahlen. Von März bis Mai wählen die Beschäftigten in den Betrieben wieder ihre Vertreter – Kollegen aus ihrer Mitte. Kandidieren können alle Arbeitnehmer, die dem Betrieb mindestens sechs Monate angehören. Alle Beschäftigten im Betrieb dürfen wählen, unabhängig von ihrer Nationalität. Und sie nutzen Ihr Wahlrecht: Bei der letzten Betriebsratswahl 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 70 Prozent.
Besser mit Betriebsrat
Über ihre Betriebsräte bestimmen die Beschäftigten mit bei der Gestaltung von Arbeit und Technik, bei Eingruppierung, Arbeitssicherheit, Qualifizierung und Arbeitszeiten. In Betrieben mit Betriebsrat sind die Arbeitsplätze sicherer und die Löhne höher, es gibt mehr Weiterbildung und geregelte Arbeitszeiten. Das nutzt auch den Betrieben. In Betrieben mit Betriebsrat ist auch die Produktivität höher.
Die IG Metall unterstützt ihre Betriebsräte. Sie bietet ihnen Schulungen und Betreuung im Betrieb – und steht ihnen in allen fachlichen und rechtlichen Fragen zur Seite. Betriebsräte setzen sich für alle Beschäftigten ein, sie stehen für Vielfalt und Gleichberechtigung. Daher ist es wichtig, dass alle Beschäftigtengruppen im Betriebsrat vertreten sind: Menschen jeder Herkunft, Frauen und Männer, aus Produktion und Büro, Jung und Alt.
Jetzt kandidieren
Die Aufstellung der Kandidaten für die Betriebsratswahl läuft. Kandidieren können alle Beschäftigten, die dem Betrieb mindestens sechs Monate angehören.
Auch Britta Heisterkamp will kandidieren. Die Mutter von drei Kindern arbeitet in Teilzeit 20 Stunden in der Woche im internationalen Vertrieb in der Verwaltung des Möbelherstellers Hülsta in Stadtlohn im Münsterland, einem reinen Angestelltenbetrieb. Die 38-Jährige ist bereits seit einem halben Jahr im Betriebsrat. Kollegen hatten sie dazu ermutigt.
„Ich hatte Bedenken: Klappt das überhaupt mit drei Kindern? Ich dachte, die Betriebsratsarbeit käme zusätzlich obendrauf“, erinnert sie sich. Doch als sie erfuhr, dass die Betriebsratsarbeit während der normalen Arbeitszeit läuft, dass sie im Team mit anderen arbeitet und über Schulungen der IG Metall hineinwachsen kann, war für Britta Heisterkamp klar, dass sie kandidiert. „Ich habe ja selbst von einem guten Betriebsrat profitiert. Dass ich 20 Stunden in der Woche arbeiten kann und durch unsere Gleitzeitregelung flexibel bin, etwa um die Kinder in die Kita zu bringen, ist nicht selbstverständlich.“
Keine Rückendeckung
Britta Heisterkamp weiß, wie das in Betrieben ohne Betriebsrat läuft. Früher arbeitete sie im Vertrieb bei einem Laminathersteller und leistete massig Überstunden, ohne Bezahlung. Dank bekam sie dafür nicht: Als sie ihre Kinder bekam und nach der Elternzeit wie vom Gesetz vorgesehen wieder zurück wollte, warf ihr die Geschäftsführung Steine in den Weg. Es gab keinerlei Gespräch. Sie musste der Personalabteilung hinterher telefonieren. Und da hieß es: Zurück, in den Vertrieb, auch noch mit weniger Stunden, das geht gar nicht. Sowie ihr ging es vielen Müttern. Einige klagten. Am Ende waren sie raus. Britta Heisterkamp bewarb sich lieber woanders – und landete bei Hülsta.
„Viele Kollegen wissen gar nicht, wie gut es uns dank Betriebsrat geht“, erklärt sie. „Und denen, die glauben, sie brauchen keinen Betriebsrat und keine IG Metall, weil sie alles selbst regeln können, denen sage ich: Ja, so habe ich früher auch gedacht – bis ich nach meiner Elternzeit wieder zurückwollte. Da wirst Du links liegen gelassen und hast plötzlich gar kein Selbstbewusstsein mehr. Jeder ist mal schwach. Wenn Du in Elternzeit oder Altersteilzeit gehen willst oder mal länger krank bist, dann brauchst Du einen Betriebsrat – sonst macht der Arbeitgeber einfach, was ihm selbst am meisten nützt.“
Für gute Arbeit auch morgen
Auch Muharrem Merdivan will für den Betriebsrat bei VW in Kassel kandidieren. Der 25-jährige Gießereimechaniker hat bereits sechs Jahre Erfahrung in der Jugend- und Auszubildendenvertretung gesammelt. „Ich mache das aus Überzeugung, weil ich gerne Menschen helfe. Und es gibt noch viele Dinge, die verbessert werden müssen“, findet Merdivan. Etwa bei der Arbeitszeit. Die muss noch viel flexibler werden – aber imSinne der Beschäftigten. Sie brauchen mehr Freiräume.
Besonders am Herzen liegt Muharrem Merdivan, die Digitalisierung, die gerade in der Industrie läuft, im Sinne der Menschen zu gestalten. Dafür will er sich als Betriebsrat bei der Aus- und Weiterbildung engagieren. „Die Menschen müssen mit der Entwicklung Schritt halten können, damit ihre Arbeitsplätze sicher sind.Und wirmüssen die Technik so gestalten, dass sich die Technik den Menschen anpasst – und nicht umgekehrt.“
So geht’s zur Kandidatur
Wenn Du kandidieren willst, melde Dich bei Deinem Betriebsrat, bei den Vertrauensleuten der IG Metall im Betrieb oder beim Wahlvorstand. Das sind Beschäftigte, die die Wahl organisieren. Der Wahlvorstand setzt Dich dann auf die Vorschlagsliste. In größeren Betrieben gibt es Vorwahlen, bei denen die Vertrauensleute die Kandidaten der IG Metall aufstellen. In einigen Betrieben treten mehrere Listen in einer sogenannten Listenwahl gegeneinander an. Nur die Liste der IG Metall garantiert Dir, dass Du kompetent von der Gewerkschaft geschult und beraten wirst. Besser ist eine gemeinsame Vorschlagsliste. Dann gibt es eine sogenannte Persönlichkeitswahl, bei der die Beschäftigten wirklich basisdemokratisch ihre persönlichen Kandidaten wählen können.